Anderer Leute Tagebücher sollten nicht gelesen werden. Außer, du findest das Tagebuch deiner besten Freundin unter deinem Bett, kurz nachdem sie sich das Leben nahm. So ergeht es Caitlin, die um ihre beste Freundin Ingrid trauert. Sie kann nicht verstehen, wie Ingrids Schmerz so unentdeckt bleiben konnte. Doch ein Blick in ihr Tagebuch soll Klarheit bringen.
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Uff…was für eine Geschichte…ich habe immer noch Gänsehaut. Ich habe ja schon viele traurige Bücher, mit vielen schweren Schicksalen gelesen, aber noch niemandem ist es so gut und realistisch gelungen, Trauer in Worte zu fassen.
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Wir begleiten hier die 16jährige Caitlin, die ihre beste Freundin durch einen Suizid verloren hat und bekommen eine genaue Vorstellung von ihrer Trauerarbeit. Wir werden Zeuge von ihrem Gefühlschaos, das sich in einigen Wutausbrüchen entlädt und dem Unverständnis für Ingrids Tat. Die Autorin schafft es, das Teenagerdasein mit all seinen verwirrten Emotionen und Gedanken zu verschriftlichen.
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Caitlin wirkt manchmal etwas hart, gerade gegenüber ihren Mitschülern, aber genauso stelle ich mir ein junges Mädchen vor, welches in tiefer Trauer steckt und nicht mit seinen eigenen Gefühlen umgehen kann. Schließlich sind Jugendliche in dem Alter noch nicht so reflektiert.
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Im Schreibstil wurden einige Lücken eingebaut, ganz so, als hätte Caitlin gedankliche Aussetzer in ihrer Trauerzeit gehabt und weiß einfach nicht mehr, was an dem Tag passiert ist. Außerdem ist die ganze Geschichte nicht klar über Tage verteilt, sondern umfasst nur einen groben Zeitraum der Jahreszeiten. Für mich ist das ein sehr schönes Stilmittel.
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Ein bisschen erinnert mich die Geschichte an “Tote Mädchen lügen nicht”. Es gefällt mir aber sehr gut, dass der Fokus nicht allein auf dem Selbstmord liegt, sondern vielmehr auf den Hinterbliebenen und wie sich ihre Welt weiter dreht.
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Die Neuauflage hat ein sehr schönes Cover, was vom Stil fast ein bisschen an die 70er Jahre erinnert. Ich bin dankbar, dass es jetzt in meinem Regal stehen darf.
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Mich hat “Hold still” tief berührt. Das Buch hat mich in die Gefühlswelt meiner eigenen Jugendzeit zurückversetzt und war gleichermaßen erschreckend, wie heilsam. Für mich gibt es nichts auszusetzen und ich gebe daher verdiente 5/5⭐.